zur Startseite
header

Das Buch über Canstein

Buch

Leseprobe

Canstein, das hunderte von Jahren Mittelpunkt einer kleinen Adelsherrschaft unter den Fürstbischöfen von Köln war hat schon oft das Interesse von Historikern gefunden. Bisher gibt es aber keine Zusammenfassung all dieser Arbeiten über seine Geschichte. Die zahlreichen spannenden und interessanten Geschichten, die sich hier abgespielt haben und in dem umfangreichen Archiv im Schloß dokumentiert sind, waren es eigentlich schon immer wert einmal zusammengefaßt veröffentlicht zu werden. Beides ist nun mit diesem Buch geschehen.

Zur Vorabinformation einige Auszüge aus dem Inhalt:

Da ich zu meinem größten Mißvergnügen vernommen habe, daß ungeachtet der alten, Cansteinischen Verordnung und wider das Landesherrliche Gesetz nach 9 Uhr Abends in den Krügen getanzet und gezechet wird, so mache ich hierdurch bekannt, daß der Wirt, welcher gestatten wird, daß seine Gäste noch nach 9 Uhr bei ihm tanzen oder zechen, nicht allein in 10 Mark Strafe verfallen sein soll, sondern für jeden Gast, den er solange in seinem Kruge geduldet hat, soll er eine Mark insbesondere zahlen und wenn er sich zum zweiten Mal des nämlichen Vergehens schuldig macht, werd ich ihm den Zapfen nehmen. Signatum Schloß Canstein, den 23. Oktober 1793

Aus den Polizeiverordnungen des Franz-Wilhelm von Spiegel um 1790:

Da ich zu meinem größten Mißvergnügen vernommen habe, daß ungeachtet der alten, Cansteinischen Verordnung und wider das Landesherrliche Gesetz nach 9 Uhr Abends in den Krügen getanzet und gezechet wird, so mache ich hierdurch bekannt, daß der Wirt, welcher gestatten wird, daß seine Gäste noch nach 9 Uhr bei ihm tanzen oder zechen, nicht allein in 10 Mark Strafe verfallen sein soll, sondern für jeden Gast, den er solange in seinem Kruge geduldet hat, soll er eine Mark insbesondere zahlen und wenn er sich zum zweiten Mal des nämlichen Vergehens schuldig macht, werd ich ihm den Zapfen nehmen. Signatum Schloß Canstein, den 23. Oktober 1793

18.3.8. Polizeiverordnung die Beerdigung der Toten betreffend von 1796.

Da man die erschrecklichen Beispiele hat, daß Menschen mehrmals unter dem Scheine des Todseins lebendig begraben wurden und da eine Obrigkeit hierbei nicht gleichgültig sein darf, so wird hiermit befohlen, außer des Falles wo es von der Polizei als notwendig erkannt wird, keiner vor Verlauf des dritten Tages nach dem Tode beerdigt wird. Auch zeigt der Augenschein, daß nur die Hälfte des Heddinghäuser Kirchhofs zur Beisetzung der Toten gebraucht wird, woher dann nichtselten wegen zu engem Raum unverweste Körper und Särge ausgegraben werden. Mißbrauch der in eben dem gerade unschädlich und unanständig als er für die Gesundheit der Lebendigen nachteilig ist. Auch entstehen oftmals aus dieser Unordnung Streit und Händel unter den Angehörigen. Es soll also die Beerdigung der Toten sowohl der herrschaftlichen Dienstgenossen als Untertanen in der Ordnung geschehen, nächstens vom Turm hinter der Kirche, weil dort die Gräber am ältesten sind, anzufangen, der Reihe nach ein Grab neben das andere kommt und sofort bis um den Kirchhof. Es ist drittens bemerkt worden, daß der Vorschrift zuwider die Gräber nicht tief genug gemacht werden. Jeden Grab soll daher künftig wenn der Sarg platt ist 6 wenn er aber hoch ist 7 Schuhe tief gegraben werden und damit dies richtig geschieht, soll der Küster der für diese Dinge verantwortlich ist, ein Maßstab in der Kirche bei der Hand haben und ihn zu dem Ende jedesmal brauchen. Würden sich aber die Totengräber weigern, so tief zu graben, so soll dieses dem Amt augenblicklich angezeigt werden, welches als dann einen Totengräber von Amts wegen zu besorgen hat. Dieses dient den Einsassen zu Heddinghausen zur Beachtung, daß keiner sich mehr unterstehen soll, Ziegen, Pferde, Hornvieh oder Schweine auf dem Kirchhofe zu hüten, darüberzutreiben oder darauf gehen zu lassen. Auf jeden Übertretungsfall haftet die sinodalstrafenmäßige Strafe für jedes Stück ein rheinischen Geldes. Wenn der Küster, dem diese Aufsicht obliegt, mit allfälligen Wachsamkeit und unverzüglichen Anzeige beim Amt säumelig ist, so soll er der Wohltat, das Gras auf dem Kirchhof zu brauchen, sofort verlustig sein. Das Zusammenvoltieren, Lärmen und Gelächters sowohl vor als nach dem Gottesdienst vor den Kirchtüren, so überhaupt auf dem Kirchhof, ist schon durch die Kirchenverordnung verboten. Es schickt sich nicht für den Ort des Geheimnisses ist, zeugt von keiner guten Absicht beim Kirchengehen und stört die jenige feierliche Stille, die dem Unterricht und der Versammlung des Geistes so notwendig ist. Wer also dawider handelt, worauf die Küster und Landschöffen zu wachen haben, verfällt in einer Mark Strafe an die Kirchenkasse. Da diese Vorschriften allein die gute Ordnung beabsichtigen, so wird sich der Wohldenkende gern darin fügen, nur der Bösgesinnte lässt sich durch Strafe erst zur Ordnung bringen

Die schwarze Anna.

Eine wahre und spannende Moritat, die von zwei Liebhabern berichtet, die sich beim Dorfe Leitmar in der Weihnachtsnacht 1840 gegenseitig ermordeten. Die "Watermeyersche" Anna-Katharina Rohland, eine bemerkenswerte Udorfer Bäuerin aus dem frühen 18-ten Jahrhundert. Originalton aus dem Gerichtsprotokoll: "Sie rief laut über den Dorfplatz, auf dem die Menge zusammenströmte: "Ihr Weiber, dass euch der Donner und das Wetter schlage, herauß, herauß, wölt ihr nun in löchern sitzen, sehet ihr nicht, was hier vorgehet, schert euch herauß, was den einen angehet, geht uns alle an, wir lassen uns nicht pfänden, es soll das Wetter herein schlagen."

Die Schulchronik des Lehrers Peter Lübke 1820.

Zitat:" Wenn ich nicht so große Lust zum Lehrfach gehabt hätte, hätte an dem ersten Tag beim Anblick meiner Schüler der Mut sinken müssen. Denn ein großer Teil derselben, besonders die Knaben, kamen im kalten Winter barfuß zur Schule, in grobe schmutzige Leinwand gehüllt, die ehemals grau gewesen war. Die leinene Jacke ging bei den Knaben bis an den Bauch und zwischen Hose und Jacke blieb eine Handbreit Raum, wo sich das Hemd oder der bloße Leib präsentierte. Bei den Mädchen reichten die leinenen Röcke bis ans Knie. Die Füße waren nackt, aber mit einer Kruste von Schmutz bekleidet. Ich glaubte, unter die Hottentotten geraten zu sein."

Zwei Briefe aus Nachlässen der Familie von Spee mit Beschreibung Cansteins 1836 und 1840.

Aus einem der Briefe: "Hätte ich "Rosa von Tannenburg" oder andere Ritterromane hier, so würde ich dir ganz in diesem Style schreiben, denn ich mache mir ganz den Effect einer Ritterfrau. Wenn ich von meinem Schreibtisch aufstehe, der ganz in der Fensternische Platz hat und hinaussehe liegt vor mir fast senkrecht darunter der eine (einzige) steile Weg, der hinaufführt, eine Art Anlage mit hohen Bäumen, dann das Dorf und eine grosse schöne Wiese, die sich in einer Schlucht verliert und zu der sich herab Buchen, Tanne und Eichen ziehen. ( Blick aus dem Schlossfenster nach Norden auf Dorf, Kittenbergswiese und Schanze.) Bloß durch ein altes Tor gelangt man auf den Hof, an denselben stößt an das Schloß auf der anderen Seite ein Beamtenhaus. Auf der einen Seite ist der Hof offen, ein Pförtchen führt in ein ganz steiles Burggärtchen, wo jede der schmalen Terrassen mit Stufen verbunden ist. Die Erde für die Obstbäume ist öfter nur mit Brettern im Felsen festgehalten. Rosen und Lilien machen es noch mehr a la Schmidt und seine Erzählungen ( Autor von Rosa von Tannenburg) . Daran. Fast steil unter dem Hof liegt der große Wirtschaftshof.

Leben auf Schloss Canstein 1923-1930. Vom damaligen Cansteiner Rentmeister Aloys Daamen.

Auszug: Es war damals eine unsichere Zeit. In und um Canstein geschah alle vier Wochen ein Einbruch, und wir rechneten damit, dass auch das Schloss eines Tages daran sein würde. Verreiste der Baron mit seiner Familie für mehrere Tage z.Bsp. zu geselligen Adelsveranstaltungen nach München, so bezog ich mit meinem Revolver im neuen Schloß ein kleineres Schlafzimmer neben dem Geschäftszimmer des Barons zum Schutz des Schlosses. Es ging alles immer gut, bis die Diebe eines Nachts einzubrechen versuchten, als die Familie nicht verreist war. Sie versuchten die Glastüre vor der Empfangshalle aufzubrechen. Die beiden dort weilenden Spanielhunde schlugen an; die jüngste Baroness ging herunter, um die Hunde zu beruhigen und sperrte sie in das Geschäftszimmer ihres Vaters, die Ursache des Bellens nicht ahnend. Die Diebe ließen von ihrem Vorhaben ab, gingen um das Schloss herum zu der Seite, wo sich der dicke Stein befand. Dort stand ein Turnreck und mit dessen eiserner Turnstange brachen sie das Kellerfenster auf. Ich pflegte an dem Reck des Morgens zu turnen und vermisste die Stange, die der Gärtner und ich dann im Gebüsch vor dem Kellerfenster fanden. Die Einbrecher waren nicht bis ins Schloss vorgedrungen, sondern hatten sich im Keller mit Vorräten versorgt und Reißaus genommen. Ein Polizeihund, den der Baron kommen ließ, verfolgte die Spur die Wendeltreppe herunter in den Terassengarten und von da über die Mauer bis zum Bahnhof. Die Diebe hatten anscheinend den Frühzug zu ihrer Flucht benutzt "Wenn wir uns eingehend mit der Vergangenheit beschäftigen, wird sie lebendig. Nicht das wir viele praktische Ratschläge aus ihr ablesen können. Aber wir lernen die Menschen kennen und damit uns selbst".

(Frei nach Golo Mann)
zum Seitenanfang